Der Duft von Schokolade

Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade (ars vivendi verlag, 5. Auflage 2022)

„Wozu ist Duft gut?“ fragte sie.
„Wozu ist es gut, dass etwas duftet, was man doch nicht essen darf?“
„Vielleicht sind manche Düfte auch nur Essen für die Seele“, sagte August und sah sie an.

Ewald Arenz ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Seine Geschichten sind geistvoll, spannend und sinnenreich. Und so verwundert es nicht, dass auch diese Geschichte von der Liebe des jungen Leutnants August, der gerade seinen Dienst in der Armee Österreich-Ungarns quittiert hat, zu der selbstbewussten und rätselhaften Elena Palffy von Beginn an fesselt. Dabei ist das besondere des Romans, dass er eine Liebesgeschichte in Düften erzählt – Jahreszeiten, Szenen, Menschen… all das evoziert in August fantastische Geruchslandschaften. Die Veränderung dieser Aromen im Laufe der Geschichte fügen dieser eine ganz eigene Dimension hinzu. Dass es dieser an die schwarze Romantik erinnernden Erzählung gelingt, aus einer schwebenden Melancholie immer wieder in heitere Momente auszubrechen und dass sie dabei auch ein versöhnliches Ende findet (ohne sich beim Leser mit einem billigen Happy-End anzubiedern), macht die Lektüre zu einem wahren Genuss.

Der Duft von Schokolade

Der große Sommer

Ewald Arenz: Der große Sommer (2021, DuMont Buchverlag)

Vielleicht musste es so sein,
dass man immer schon wusste,
dass das Schöne verging.
Vielleicht war alles so.

„Der Sommer war sehr groß“… unverkennbar ist die Reverenz an Rilke im Titel des wundervollen Romans von Ewald Arenz. Der Sommer in diesem Buch ist der Sommer von Frieder, Alma, Johann und Beate; es ist der Sommer ihres Lebens, die letzten Wochen vor der Postadoleszenz. Es sind Wochen, die Frieder wegen schlechter Zensuren beim strengen Großvater verbringen muss; Wochen, in denen sich erst Frieder und dann Beate verlieben; Wochen, in denen Johann verrückt wird; Wochen voller Freude und voller Leid, voller Unglück und voller Glück. Es ist ein Sommer, den keiner so lebensklug und so sinnenvoll, ja so schön, erzählen kann wie Ewald Arenz.

„Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.“… als könne nach einem solchen Sommer nichts mehr folgen, was von belang wäre, streut Arenz in seinen Roman kleine Einsprengsel ein, die den Gang des in die Jahre gekommen Frieder über einen Friedhof schildern. Nach einem solchen Sommer ist alles, was folgt, bereits Herbst.

Der große Sommer