Die Neurobiologie des Glücks

Tobias Esch: Die Neurobiologie des Glücks. Wie die Positive Psychologie die Medizin verändert.

Genau genommen gibt es noch nicht einmal einen Weg zum Glücklichsein.
Glück selbst ist der Weg.

Behavior – positiv denken und handeln.
Excercise – 30 Minuten täglich körperliche Aktivität.
Relaxation – 20 Minuten täglich innere Einkehr.
Nutrition – mediterrane Kost.

Wer sich für das (subjektive) Glück(sempfinden) des Menschen interessiert, wird im deutschsprachigen Raum kaum an dem inzwischen in 3. Auflage erschienen Buch von Prof. Dr. Tobias Esch vorbeikommen. Gekonnt verknüpft er die Erkenntnisse aus Meditation / Introspektion, Psychologie und Medizin wissenschaftlich fundiert mit eigenen Gedanken. Dass der hervorragende Wissenschaftler und Menschenkenner Esch vielleicht nicht zu den bestem Prosaisten gehört, macht die Lektüre des Buches allerdings stellenweise unnötig anstrengend.

Die Neurobiologie des Glücks

Und doch fallen wir glücklich

Enrico Galliano: Und doch fallen wir glücklich (Übersetzung Christiane Landgrebe)

Die anderen, alle die, die nicht lieben,
das sind die Verrückten, das sind die, die nichts verstehen.
Diejenigen, die wirklich lieben,
sind die einzig Gesunden in einer Welt von Verrückten.“

Galliano erzählt von Gioias erster, großer Liebe. Nur liebt Gioia nicht irgendeinen anderen Jungen, sondern den rätselhaften Lo, der zu allem Unglück auch noch verschwindet. Und so gelingt Galliano eine Coming-of-Age Geschichte, die nicht nur von Gioia, ihrer imaginären Freundin Tonia und Lo erzählt, sondern auch über große Themen wie Liebe, Verlust, Loyalität, Wahn und Wirklichkeit philosophiert. Vieles in dem Buch ist großartig erzählt und reflektiert, aber manche Elemente erinnern zu sehr an die Umsetzung der Tipps aus einer VHS-Schreibwerkstatt. So sind z. B. die Passagen, in denen Gioias Philosophie-Lehrer ihr und anderen Schülern Weisheiten des Lebens vermittelt, zu stereotyp – sowohl im Hinblick auf die Erzähltechnik als auch die Ausgestaltung der literarischen Figur. Das Fazit aber lautet zweifellos: und doch macht es glücklich –  dieses Buch über Gioia und Lo.

P. S. Lesenswert ist auch der Anhang, der ein Verzeichnis unübersetzbarer Wörter unterschiedlicher Sprachen enthält, die Gioia mit Leidenschaft sammelt.

Und doch fallen wir glücklich

Die Illusion der Gewissheit

Siri Hustvedt (2018): Die Illusion der Gewissheit; Rowohlt Verlag GmbH

„Ich staune heute noch darüber,
wie sicher sich Menschen einer Sache oft sind.
Ihre Gewissheit scheint sie zu einen.
Vieles andere bestimmt,
wer am lautesten schreit“

Mit diesem Essay über Geist und Körper hat sich die große amerikanische Intellektuelle Siri Hustvedt möglicherweise keinen Gefallen getan – und dem Leser auch nicht. Zweifelsohne ist Hustvedt äußerst belesen und in zahlreichen Facetten der Materie kundig; zweifelsohne stellt Hustvedt in ihrem über 300 Seiten starken Werk wichtige Fragen; und zweifelsohne lässt sie oft diejenigen zu Wort kommen, die mehr Gehör verdient hätten, als sie bisher gefunden haben. Aber zu unstrukturiert ist ihr Buch geraten, zu offensichtlich und bekannt sind die gestellten Fragen und zu selten gibt sie (neue) Antworten auf die gestellten Fragen, als dass sich die Lektüre des Buches wirklich lohnen würde.  Die Auszeichnungen für das Werk (z. B. mit dem Prix européen de l’essai Charles Veillon) mag man da fast eher als – ohne Frage angemessene – Würdigung der Person, denn als Maß für die Brillanz des Einzelwerks sehen.

Die Illusion der Gewissheit

Mögen alle Wesen glücklich sein

Über:
Luise Reddemann, Sylvia Wetzel (2017): Mögen alle Wesen glücklich sein – Mitgefühl und Gerechtigkeit neu entdecken.

In Kürze:
Anhand von ausgewählten (Hypo-)Thesen aus Psychologie, Philosophie und Politik(wissenschaft) sowie eigenen Interpretationen von Mythen, Märchen und Buddhismus, legen die Autorinnen – in zwei Buchteilen und getrennt voneinander – ihre Sicht auf Mitgefühl und Gerechtigkeit dar. Wer die Gedanken der beiden unvoreingenommen für die eigene Reflektion nutzt und wem vielleicht die vorgestellten Kontemplations- und Meditationsübungen noch nicht bekannt oder vertraut sind, wird sicher das eine oder andere aus dem Buch mitnehmen können. Wer eine stimmige Theorie zu Mitgefühl und Gerechtigkeit an der Nahtstelle von Psychologie und Buddhismus samt praktischer Ableitungen erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein.

Noch kürzer:
Mitgefühlsperspektiven

Mögen alle Wesen glücklich sein